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Schonnebeck - Meine Perle

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Nachdem Herr Buddenbohm zunächst in gewohnt eloquenter Weise über sein St. Georg schrieb und dann die gesammelte Hamburger Blogeria aufrief, in ähnlicher Weise über die anderen Hamburger Stadtteile zu berichten1, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis der Ruhrpott den Nordlichtern nacheifern würde.

Und in der Tat versammelt sich der Rest vom Ruhrgebiet nun drüben bei Anne Schüssler. Selbige schrieb dann auch gleich über Essen Holsterhausen. Und ich kann ja nur sehr schlecht drei Jahrzehte2 im schönsten Stadtteil Essens, was sage ich, der Welt, leben, ohne davon zu berichten.

Drei Jahrzehnte? Ja, doch, das kann man durchaus so sagen…

Mein erstes Lebensjahr verbrachte ich noch in der Helenenstraße in Essen-Altendorf. Danach zog ich mit meinen Eltern in die Karl-Meyer-Straße in Schonnebeck. Direkt gegenüber vom Markt verbrachte ich die ersten sechs Jahre meines Lebens. Danach ging es dann in die Langemarckstraße die etwas weiter den Berg hoch liegt. Zu Fuß bis zum Markt waren es dann aber3 auch nur gute 10 Minuten… Dort wohnte ich wirklich lange mit meinen Eltern und meinen beiden Schwestern. Bis ich mit meiner damaligen Freundin und heutigen Frau4 in einem schweren Anfall von Nestflucht 2004 nach Essen-Frintrop zog. Vom Essener Nord-Osten in den äussersten Essener Nord-Westen. Erste gemeinsame Wohnung hin, das fußläufig erreichbare CentrO her und der Ripshorster Gehölzgarten hott. Wir vermissten Schonnebeck und die Leute die hier wohnten. Daher zogen wir 2006 wieder her. Seitdem wohnen wir im Hausdykerfeld. Und auch wenn wir, seit Linus 2010 auf die Welt kam, nach größeren Wohnmöglichkeiten suchen, so ist uns klar: Richtig weg hier, wollen wir nicht noch mal.

Lage, Lage, Lage

Neben uns wohnen in Schonnebeck laut der Wikipedia noch gute 11.000 andere Menschen. Umgeben wird Schonnebeck von den Essener Stadtteilen Stoppenberg, Frillendorf, Kray und Kaddernbeach5, im Osten ausserdem von Gelsenkirchen-Rotthausen. Wie eigentlich überall im Ruhrgebiet, ist der Übergang von einem Stadtteil zum nächsten und von einer Stadt zur nächsten unmerklich und dennoch irgendwie bedeutsam.

Verkehr

Durch die zentrale Lage Essens ist man von hier aus sehr schnell woanders. Die Autobahn A40 ist in knappen 10 Minuten zu erreichen. Dabei ist es im Prinzip Geschmackssache, ob man lieber in Frillendorf oder Kray auf die Verkehrshauptschlagader des Potts auffährt. Die A42-Auffahrt in Katernberg, die es sich mit Gelsenkirchen-Heßler teilt, ist, ein wenig Glück mit dem Verkehr vorrausgesetzt, ebenfalls in 10 Minuten zu erreichen. Ja, hier hat wirklich jeder Hinterhof einen eigenen Autobahnanschluss. Wir brauchen das so, das ist der Pott und nicht die niedersächsische Steppe hier… Per Bus und/oder Bahn ist man in ca. 20 Minuten in der Essener City. S-Bahnhöfe finden sich wieder in Kray und Katernberg.

Dort wo man dann ist, kann man sich erfreulichweise schon wieder auf zuhause freuen, denn Schonnebeck hat einiges für sich.

Shopping

Man hat die Wahl, ob man lieber im eigenen Stadtteilzentrum, oder in einem der umliegenden die Dinge des täglichen Bedarfs einkaufen möchte. Mit einem Auto ist es überhaupt kein Problem, die Brötchen in Schonnebeck, die Getränke in Kray und den Kuchen in Stoppenberg zu kaufen. Man ist dennoch in kurzer Zeit wieder zuhaus. Die Einkaufsmöglichkeiten in Schonnebeck konzentrieren sich auf den Bereich rund um den Markt, auf dem auch Donnerstags und Samstags ein gar nicht so kleiner Wochenmarkt statt findet. Drumherum gibt es Edeka, zwei Bäcker, einen Metzger, Friseure, Blumenläden, Wasserpfeifenbars, Kulturvereine, die Sparkasse, eine Bank, einen Zooladen, Computerbedarf und auch sonst eigentlich alles was man so braucht.

Neben diversen neu angesiedelten Discountern, steht in Schonnebeck auch die allerallererste Aldi-Filliale. Da hat mein Opa damals bei Albrechts mal das Dach gedeckt. True story, so war das.

Party on

Gefeiert wird in Schonnebeck gern: Auf dem Markt fand 2012 das dritte Marktfest statt. Seit jeher wird auf dem Gelände der katholischen Kirche St. Elisabeth im jährlichen Wechsel das Pfarrfest und das Bierfest gefeiert. Letzteres verdankt seine Existenz dem Pfadfinderstamm St. Elisabeth, der damit einen nicht unerheblichen Teil seiner Sommerläger finanziert. Jedes dieser Feste ist eine Reise wert und in der Tat sieht man viele Exil-Schonnebecker nur zum Bier- oder Pfarrfest. Da wird teilweise aus, gasp, Hamburg für angereist, echt wahr.

Full Disclosure: Das ist mein alter Pfadfinderstamm und ich bin immer noch Mitglied bei seinem Förderverein, dem Schonnebecker Pfiff.

Der Veranstalter des Marktfestes, der Schonnebecker Werbeblock, zeichnet auch für einen der größten St. Martins-Umzüge in Essen und Umgebung verantwortlich. Komplett mit kirmesähnlichem Zustand auf dem Markt mit Kinderkarussel, Ponyreiten, Glühwein, Bratwurst und Zuckerwatte. Ein alljährliches Happening. Don’t miss it…

Sport

Für sportlich begeisterte Wasserratten gibt es hier das Nord-Ost Bad. Dort gibt es ein Sportbecken mit 1m und 3m Sprungbrett, ein kleines Kinderbecken sowie ein dort rein gebautes Minibecken in dem das Wasser nur 30cm hoch steht. Ausserdem verfügt das Bad über ein kleines Fitnessstudio und einen Raum für Judo, Zumba und andere Kurse. Hier habe ich in grauer Vorzeit Schwimmen gelernt und Mitte der 90er Back Flips und Misty Flips vom 1er geübt…

Wer lieber auf dem trockenen bleibt und trotzdem kein Fußball spielen möchte, der hat auch noch die Jugendhalle Schonnebeck zur Auswahl. Die steht nun schon seit quasi immer, genauer seit 1914 in Schonnebeck und hat eine durchaus bewegte Geschichte hinter sich und steht ausserdem seit 1989 unter Denkmalschutz. Hier gibt es so ziemlich alles an Kursen, was man sich vorstellen kann. Von Yoga und autogenem Training, über Rückengymnastik und Zumba, Eltern-Kind-Turnen bis hin zu Parkour und Inlineskate-Training ist alles dabei.

Ausserdem gibt es in der Jugendhalle ein Café in dem man für kleines Geld ein tolles Frühstück bekommt. Den Schnack mit den Schonnebeckern gibt es gratis dazu.

Und wo wir gerade bei seit immer sind. Schonnebeck ist home of the SpVg Schonnebeck 1910, die am Schetters Busch seit kurzem vor grandios neuer Tribüne auf Kunstrasen kickt. Ich glaube die verschiedenen Mannschaften sind auch gut, ich habe leider von Fußball wenig bis gar keine Ahnung… Dennoch und gerade deswegen verbrachte ich in diesem Verein ein paar schöne und erfolglose Wochen. Das dürfte die F-Jugend gewesen sein, aber ich schweife ab…

Die Tennis-Abteilung hat seit einigen Jahren ebenfalls einen tollen Platz mit Clubhaus am Schetters Busch.

An dieser Sportstätte vorbei führt mich meine übliche Laufrunde auf die Trasse. Diese Trasse ist Teil eines umfangreichen Wegenetzes von Spazier- und Fahradwegen, die auf ehemaligen Bahntrassen gebaut wurden. Als Kind habe ich hier noch Pfennigstücke von Zügen überrollen lassen, aber ich schweife schon wieder ab…

Freizeit, Spielplätze, Parks

Über diese Trasse kann man etwa per Rad in einer Viertelstunde am Weltkulturerbe Zeche Zollverein sein. Das ist vor allem dann total praktisch, wenn dort so Sachen wie Ruhr 2010 gefeiert werden. Wenn man in diese Richtung noch eine halbe Stunde drauflegt, befindet man sich im Nordsternpark Gelsenkirchen. In die andere Richtung dauert es nur 10 Minuten bis zum Wolperding, ein großartiger Biergarten für den Sommer und eine immer noch tolle Lokalität im Winter. Legt man noch eine Dreiviertelstunde drauf passiert man die Jahrhunderthalle und kann in der Bochumer City eine Dönninghauser geniessen. Das alles, ohne mehr als ein paar Dutzend Meter Straße gesehen zu haben. Es ist so cool.

Ausserdem gibt es in Schonnebeck viele kleine Parks und andere Grünflächen. Der Hallopark ist der größte davon. Auch wenn uninformierte Stimmen nicht müde werden zu behaupten, dass dieser Park zu Stoppenberg gehört, so kennt doch jedes Schonnebecker Kind die Wahrheit… Bei 33.000 m² zusammenhängender Rasenfläche kann die Gruga und jeder andere Park in Essen einpacken.

Dann sei hier noch der Ophoff erwähnt. Ein kleiner Park mit tollem Spielplatz. Dank des Einsatzes der Spielplatzpaten aus der benachbarten ECA-Siedlung ist hier wirklich alles TipTop in Ordnung. Seit 2011 wird auf dem Ophoff auch einmal im Jahr das Spielplatzfest gefeiert. Der Schonnebecker an sich feiert halt wirklich gern…

Ein Wildgehege hat Schonnebeck auch. Die Rehe kann ich mit etwas Glück auf meiner Laufrunde sehen, den Esel ebenfalls. Daneben gibt es dort auch noch Ziegen, Gänse und andere Kleintiere. Das Gehege wird komplett ehrenamtlich betreut und kümmert sich etwa auch um verletzte Jungtiere, die dort abgegeben wurden. Die Anlage ist sicherlich nicht bestens in Schuss, aber solange es den Tieren gut ergeht und den Kids Spaß macht ist das doch in Ordnung. Ich war allerdings schon zwei Jahre nicht mehr richtig da, nach dem jüngsten Kommentar auf der Homepage geschieht hier aktuell mal wieder richig was…

Schonnebeck ist auch einer der wenigen Stadtteile, die noch über eine eigene Stadtteilbibliothek verfügen. Direkt neben dem oben erwähnten Nord-Ost-Bad auf dem Gelände der Gustav-Heinemann-Gesamtschule findet sich das Gustav-Heinemann-Jugendbibliothekszentrum. Dort sind nicht nur Bücher, sondern auch DVDs, Videospiele und andere Medien auszuleihen.

Und dann haben wir auch noch das Phänomania Erfahrungsfeld in Schonnebeck. Gelegen am Schacht 3/7/10 der Zeche Zollverein finden sich über 80 Stationen die zur Sinnesreise einladen. Die Stationen wurden von Hugo Kükelhaus für die Weltaustellung 1967 in Montreal entworfen und begannen von dort aus eine Wanderausstellung rund um die Welt. Seit 1996 sind sie fest in Essen-Schonnebeck installiert.

Pommes Currywurst

Ein Post über Schonnebeck6 wäre nicht komplett, erwähnte man nicht die beste Pommesbude der Welt. In diesem Post ist das der Thomas Grill. Dort gibt es die weltbeste Currywurst, gar keine Frage. Diese und andere Spezialitäten vom Grill geniesse ich dann auch schon seit 20 Jahren, es ist eigentlich kaum zu fassen wenn man mal so drüber nachdenkt…

Sollte jemand aus der geneigten Leserschaft hier Zweifel hegen, ich stehe jederzeit für ein Probeessen in anderen Stadtteilen zur Verfügung, da bin ich nicht so.

Schonnebeck - Meine Perle

Schonnebeck ist sicherlich nicht die hippste oder vornehmste Gegend Essens. Da muss man sich eher südlich der A40 umsehen. Clubs und Bars sind Fehlanzeige. Die Renteranzahl hoch, die Arbeitslosigkeit ebenfalls. Die Leute sind nicht die reichsten und feinsten. Schonnebeck ist echter Essener Norden mit viel Grün direkt vor der Haustür. Ich wohne hier schon so lange, ich bin da sicher betriebsblind, aber ich denke der Menschenschlag der hier lebt, ist ein freundlicher und offener Haufen von typischen Ruhrgebietsinsassen. Netter wird man anderswo sicherlich nicht gleichzeitig beschimpft und ins Herz geschlossen.

Sollte es einem in diesem Dorf dennoch mal zu eintönig werden gibt es ja mehr als genug Alternativen die großartig zu erreichen sind. Und wenn alles gut geht, finden sich bei Frau Schüssler ja nun noch ein paar Posts ein. Da sind ja durchaus noch einige Stadtteile übrig…

Bildherkünfte:

  • Das Schonnebecker Wappen ist unter CC-Lizenz den Wikicommons entnommen und wurde von Kurt Schweder erstellt.
  • Das Bild der Aldi-Filliale ist unter CC-Lizenz den Wikicommons entnommen.
  • Das Bild der Tribüne am Schetters Busch habe ich ohne Lizenz gefunden und hoffe das ist ok…
  • Das Bild des Hirsches ist von mir. Das darf ich einfach so nutzen finde ich…
  1. Die bedauerlicherweise nicht St. Georg sind…

  2. annähernd durchgehend…

  3. Hin ging es immer schneller, der Kirchberg ist wirklich steil…

  4. ebenfalls ein Schonnebecker Kind, wen wunderts…

  5. Katernberg, aber so sagt man das hier…

  6. Oder einen beliebigen anderen Stadtteil des Ruhrgebiets…

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